WHERE THE HEART IS
(Wo Dein Herz schlägt)
Regie: Matt Williams
Start: 9. November 2000
Toller Soundtrack, sagte Richard, der von der Presse- Agentur
dazu verdammt war, den Film verdammt gut zu finden. Und auch nach
zwei Stunden, gefüllt mit überflüssigem Country- Music- Gedudel der
langweiligen Art, beharrte er darauf, auch wenn ich glaube,
daß er beim nächsten Mal nicht den Fehler begeht, eine derartige
Aussage zu treffen, ohne vorher probegehört zu haben.
Auch die Geschichte kann man getrost als Gedudel bezeichnen.
Während ich anfangs mich nur fürchtete, Natalie Portman könnte der
Naivität der 17jährigen Novalee Nation durch konsequent durchgängigen
Hoppelgang einen leicht bekloppten Eindruck verleihen, konnte ich mich
im Mittelteil etwas entspannen, da Novalee nicht 17 bleibt, sondern
konsequent älter wird. Die fulminate Welle an Schicksalsschlägen,
die unserer Heldin (und allen anderen) dann jedoch mit widerlicher
Rührseeligkeit in all den Jahren um die Ohren schwappt, verurteilt
den Dampfer in meinen Augen letztendlich zum Kentern.
Kind und Mann? Aus der Traum!
Was bleibt ist nur der Gummibaum.
Und die Moral von der Geschicht':
Mit Gummi wirst Du schwanger nicht!
Schon zu Anfang rennt Novalee der Freund Willy Jack (Dylan Bruno)
weg, während sie im Wal-Mart nach ein paar neuen Pluschen sucht. Bis zur
Geburt dient selbiger dann gleich als Hotelersatz. Danach finden sich viele
neue Freunde, auch ihre lang verschollende Mutter, die sie nach
abgestaubter Kohle auch gleich wieder sitzen lässt. Dann wird das
Baby entführt und in der nächsten Einstellung unversehrt wiedergefunden.
Zeit für ein bisschen Action: Ein Wirbelsturm zieht Novalee fast aus
dem noch nicht verschlossenen Keller und auch ihr Töchterlein Americus
fliegt schnell mal durch die Luft. Unversehens fällt die Kellerklappe
zu, Mutter und Tochter in Sicherheit, Schnitt, nächste Einstellung.
Die olle Sister Husband (Stockard Channing), die ihr über all die Jahre
Zuflucht gewährte, hat leider Pech gehabt. Nach kurzer Traurigkeit geht es
ans Erben und Novalee kriegt kräftig Asche. Zeit für die Schwester des
guten Freundes Forney (James Frain) das Zeitliche zu segnen, bevor wir
alle zu glücklich werden. Dann wird Freund- und Krankenschwesterin Lexie
(Ashley Judd) halb tot geprügelt und auch ein bisschen Kindesmissbrauch
darf nicht fehlen.
Novalee Nation (Natalie Portman) und Sister Husband (Stockard Channing),
letztere erst schrull, dann tot, erstere erst arm, dann reich.
Als seien diese ganzen Nebenstränge nicht unerträglich genug, wird
uns in vielleicht insgesamt 15 Minuten auch schnell die Lebensgeschichte
von Willy Jack zu Ende erzählt: Kurz nachdem er Novalee verlassen hat,
gabelt er 'ne Anhalterin auf, wird von der Polizei gestoppt, Anhalterin
ist erst 14 und hat Geld geklaut, Polizei denkt, er war's, Knast.
Komponiert langweiliges Country- Gedudel, kommt raus und bei Ruth Meyers
(Joan Cusack, die wie immer gut spielt, aber was bringt das schon?!) unter
Vertrag. Wird berühmt und wird verklagt, weil Knastkumpane sagt,
's sei sein Song. Verkracht sich mit seiner Agentin, verfällt dem Alkohol,
stolpert über ein Bahngleis, Beine ab.
Arm dran: Ohne Beine kann Willy Jack auch nicht mehr weglaufen und
muss Novalees Besuch ertragen. Zeit sich zu vertragen.
Billie Letts Romanvorlage scheint ein Denverclan- Buch von Folge eins
bis 3765 zu sein und ehrlich gesagt, ich finde den Versuch, all das
in einen 120- Minuten- Film zu packen, reichlich misslungen.
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Bildmaterial:
© Helkon