THE VIRGIN SUICIDES

Drehbuch & Regie: Sofia Coppola
Start: 16. November 2000

Man sollte meinen, der Titel spricht für sich. Und das tut er auch. Der deutsche Untertitel, Die verlorene Jugend, mutet im Vergleich etwas lahm an. Die Spannung des Films jedenfalls nun noch an den Selbstmorden einiger Jungfrauen - welch immense Verschwendung übrigens - aufzumachen, wäre natürlich eine ebensolche. Verschwendung, meine ich. Das Wort Spannung definiert den Film THE VIRGIN SUICIDES aber sowieso nicht sehr treffend, was hier jedoch keine Kritik sein soll.

Zwar hatte ich mir nach dem verheißungsvollen Titel eine rabenschwarze Komödie vorgestellt, in welcher die Anzahl der lebenden Jungfrauen mit zunehmender Filmlänge antiproportional und mit Ideenreichtum à la HAROLD AND MAUDE gegen Null geht und bekam es mit einer Art Milieu- Studie des Mittelstandes der 70er Jahre zu tun, doch das Ergebnis war freilich dasselbe. Für die Jungfrauen zumindest.

Fünf Töchter nennt Ehepaar Lisbon (Kathleen Turner und James Woods) zu Anfang ihr Eigen, 13, 14, 15, 16 und 17, fein säuberlich im Jahresrythmus gezeugt und zu durchaus ansehnlichen Mädels herangewachsen. Wohlbehütet freilich, wie es sich in einem moralischen Elternhaus gehört. Warum sich Cecilia (Hanna Hall), die Jüngste, schon in so frühen Jahren das Leben nimmt, wird für die Jungs der Nachbarschaft, aus deren Perspektive wir die schon geschehene Geschichte erfahren, was uns den Ausgang derselben nicht minder unbekannt bleiben lässt, ebenso wie die Tode der anderen, Lux (Kirsten Dunst), Therese (Leslie Hayman), Mary (A.J. Cook) und Bonnie (Chelse Swain), ein Rätsel bleiben. Und auch dem Zuschauer bleibt eine Antwort vorenthalten. Man muss sich mit der simplen Tatsache zufrieden geben, daß es so ist. Und daß am Ende gar nicht alle tote Jungfrauen sein werden, bleibt eine ebensolche, sicherlich nicht unbeabsichtigte Ungereimtheit.
Die scheinbar schützende Familienidylle, in welcher Mrs. Lisbon die Hosen an hat und der Vater sich pantoffelig mehr und mehr verschließt, während die überlebenden Schwestern immer hermetischer von der Außenwelt abgeriegelt werden, steht ihrer eigentlichen Funktion jedenfalls offensichtlich eher kontraproduktiv entgegen.

Werner und mir indessen fiel es schier unmöglich, eine Kollegin, die nach dem Film der Meinung war, ihr Zuhause genau vor Augen gehabt zu haben, was - wie ich ihr mitleidvoll bestätigte - uns allen von nun an ihre denkwürdige Art erkläre (und gewisse Rückschlüsse auf ihr Alter zuließe), zu überzeugen, daß die Darstellung durchaus eines gewissen schwarzen Humors und einer sarkastischen Überzeichnung nicht entbehre. Sie beteuerte weiterhin, nein nein, haargenau so sei es damals gewesen.

KO

Home

>> Buch
>> Soundtrack
>> DVD

Bildmaterial:
© TiMe