TITANIC

Die drei vom sinkenden Schiff

Michael Cameron, der Bruder von Regisseur James, ist einer der eigentlichen Helden von TITANIC. In Zusammenarbeit mit Panavision und Tauchgeraetefirmen entwickelte er eine nicht-implodierende 35mm-Kamera mit Titangehaeuse, die mit einer 150m-Filmrolle bestueckt werden konnte. Nach zweieinhalb Stunden Tauchgang in einer engen Kugel von 2,1 m Durchmesser in russischen Tauchbooten namens MIR konnten die Tauchspezialisten dann mithilfe einer beweglichen, ferngesteuerten Plattform, auf die die Kamera installiert war, das Originalwrack der TITANIC in 3800 m Tiefe filmen. Diese Dokumentaraufnahmen zu Beginn des Filmes, geradezu ungewoehnlich fuer das dann folgende Melodram im Katastrophengewand, werden eine nicht unbedeutende Zahl von TITANIC-Fans ins Kino gelockt haben, die es schon lange vor der Verfilmung gab. Marktrecherchen moegen dann auch den Ausschlag gegeben haben, als es darum ging, das Megabudget fuer den groessten Kassenknueller aller Zeiten abzusegnen. Man wusste laengst: Der Mythos funktioniert.

Seit 1985 das Wrack entdeckt worden war, erschienen eine Fuelle von Veroeffentlichungen, Fernsehdokumentationen, Ausstellungen. Und die Filmbranche hatte den Stoff ja schon x-mal fuer sich entdeckt. Im Grunde also ist TITANIC ein kuehl kalkulierter Beweis hollywoodscher Einfallslosigkeit. Warum etwas Neues schaffen, wir haben doch noch etliche Stoffe, die mal wieder aufgebrueht werden koennten. Man nehme also viel Technik (wem nutzt eigentlich ein originalgetreuer Nachbau der Titanic?) und eine junge Schoenheit, die von einem boesen Reichen begehrt wird, ehe ihr ein guter Armer das Herz oeffnet Der Arme wird mit Leonardo DiCaprio besetzt, weil der schoene Augen hat und nicht so aussieht, als wuerde er hinter Bruces Ruecken mehr mit Demi Moore schlecken als nur ne Pizza. Eigentlich ist Leonardo nicht mal schoen, besonders im Profil nicht. Aber die Vorliebe besonders des weiblichen Publikums fuer diesen romantischen Helden ist insofern nur genauso unverstaendlich wie die Begeisterung fuer ein technisch-menschliches Versagen, dass 1500 Menschen den Tod brachte. Tatsaechlich lernte ich bei diesem Film eine japanische Touristin kennen, die vertraeumte Augen bekam, als sie von Leonardos Charme schwaermte. Und bis auf ihre Zoepfe war sie schon lange erwachsen. Zum Glueck mochte sie auch Takeshi Kitano, sonst haette ich ihr mal zeigen muessen, was ein echter Kerl ist. In TITANIC ist das natuerlich jeder Depp, der auf dem sinkenden Schiff schreit: Frauen und Kinder zuerst. Sorry, aber ich kann niemanden fuer voll nehmen, der nicht durchschaut, dass er damit nur zur Ausrottung seiner eigenen Spezies beitraegt (der Spezies: Mann). Dann sind Frauen auch die schlechteren Ruderinnen, und man wusste ja nicht, wie weit man noch paddeln musste, als man die Boote besetzte. Hat man eigentlich schon mal eine Frau sagen hoeren: Maenner und Kinder zuerst? Na also. Soll vielleicht die Unmoral ueberleben? So ein Mist. Und ja, freilich ist alles originalgetreu, der Schmuck, die Klamotten, die Bauten, und vieles wird einen Oskar bekommen. Wenn man jedoch wirklich sieht, wie die Ratten versuchen, das sinkende Schiff zu verlassen, wird einem bewusst, dass der Film Klischees bedient. Es ist so, als haette man ihn gar nicht anders drehen koennen. Das erinnert mich daran, dass ich diesen sich selbst aufblasenden Rettungsguertel bestellen muss, den ich mir ab jetzt auf jeder Schiffsreise sicherheitshalber umschnallen werde. Demnaechst geht's auf die Loreley. Keine Bange, kaltes Wasser meide ich.

KILLER

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