THE THEORY OF FLIGHT

Ihr seht, ganz aus der Luft gegriffen ist der Titel nicht...

(Vom Fliegen und anderen Träumen)

Regie: Paul Greengrass
Start: 1. April 1999

Richard (Kenneth Brangh) steht vor den Trümmern seiner Beziehung und mit ein paar selbst gebastelten Flügeln auf dem Dach. Seine Ex überredet ihn schließlich, den galileonischen Sprung zu wagen. Doch keine Sorge, er kommt nicht um, nur runter.

queer sex

Richards Beziehung mit Gigolo (Ray Stevenson), von Anfang an zum Scheitern verdammt. Gigolo ist einfach zu teuer...

Vom Einen- Runterholen träumt auch Jane (Helena Bonham Carter), ist aber gar nicht so einfach als alsbald seine Stimme verlierender ALS- Patient. ALS steht für Amyotrophe Lateralsklerose (Muskelschwund), was sich besoffen ganz schön schwer aussprechen und vor allem nicht heilen läßt. Das Problem - abgesehen vom Runterholen - ist, man hängt im Rollstuhl wie ein gehirnamputierter Sabberlappen, ist geistig und gefühlsmäßig aber fitter als so mancher Kinobesucher. Außerdem redet man, solange man es noch kann, wie ein Besoffener, der gerade "Amyotrophe Lateralsklerose" auszusprechen versucht, was es ziemlich schwierig macht, jemandem zu erklären, daß man kein gehirnamputierter Sabberlappen ist.
Und so liegt es nicht nur daran, daß sie es nicht kann, daß sie ihren Mitmenschen nicht freudig an die Gurgel springt, wenn sie welchen begegnet, sondern an ihrer ein ganz klein wenig gefrusteten Einstellung.

Begegnen, das müssen sich Richard und Jane jetzt nur noch, um Film und Stuhl ins Rollen zu bringen und dem ausgezeichneten Drehbuch sei Dank, das tun sie. Schon genial,wie es hier gelingt, eine Komödie zu inszenieren, die sich nicht über Behinderte lustig macht (nicht, daß ich damit meine Probleme hätte) und trotzdem urkomisch ist, wenn Jane Richard in ihrem Rollstuhl hinterherkullert.

green gras

Genauso unkonventionell wie die Geschichte selbst, ist auch der Werdegang des Films. Im Keller der BBC, abgeschnitten von der Außenwelt, sitzt eine Horde menschlicher Versuchskaninchen, deren einzige Aufgabe darin besteht, Tag ein, Tag aus, der BBC unaufgefordert zugeschickte Drehbücher zu lesen. Schon längst vergessen, kam eines Tages ein Kaninchen an die Oberfläche gekrochen, in der Hand ein Drehbuch eines bis dahin unbescholltenen Bürgers. Der Name des Bürgers war Richard Hawkins, der Name des Drehbuchs - sein erstes - THE THEORY OF FLIGHT.
Völlig verstört irrte das arme Kaninchen durch die Gänge der BBC, bis sich eine Dramaturgin namens Tracey Scottfield seiner annahm. Normalerweise nahm die Dramaturgin dem Kaninchen das Drehbuch ab, legte es in eine Ecke, ging nach Hause und aß Hasenbraten. Doch dieses Mal war alles anders. Tracey Scottfield las das Drehbuch und zwar nicht irgendwann, sondern sofort, lachte, fuhr nach Hause und aß Hasenbraten.
Der Chef von Tracey Scottfield, Chefdramaturg David Thompson, wollte kurz vor seinem Urlaub eigentlich nur noch einmal schnell eine Untergebene vernaschen, nahm dann aber auch ein Stück Hasenscharte, las das Skript, lachte und erfand ein grünes Licht, wußte nicht wohin damit und gab es dem Projekt. Und so ging es weiter, Produzentin Ruth Caleb, die Produktionsfirma Distant Horizon bis hin zum Zuschauer, alle lachten und waren glücklich und zufrieden. Nur das arme kleine Versuchskaninchen, vom dem spricht keiner mehr.



Richard erklärt Janes Mutter Anne (Gemma Jones) gerade, wo der Hammer hängt.

Und so widme ich diese Kritik dem unbekannten Kaninchen, das sein Leben dafür gab, um uns in den Genuß dieses filmischen Meisterwerks zu bringen.

KO

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