THE MINUS MAN
Buch & Regie: Hampton Fancher
Start: 21. September 2000
Bei Minusgraden mit steifen Fingern Post austragen,
gegen wilde bellende Bestien kämpfen. Nein,
Briefträger haben's nicht leicht. Wirklich nicht!
Als ich noch undercover arbeitete, war die
Deutsche Bundespost mein gefährlichster Auftrag.
Nur mit einem gelben Fahrrad bewaffnet
erforschte ich mein Revier. Da war z.B.
dieses kleine hübsche Haus mit niedrigem Zaun
und niedrigem... Hund. Aber man sollte
sich von der, äh, Größe nicht blenden lassen
- ein Anti- Briefträger- Agressionsmittel
hatte seine Zunge schon ganz blau gefärbt.
Hechelnd lauerte er auf dem gepflegten Rasen.
Ich ließ mich nicht täuschen und wagte mich
nur mit äußerster Vorsicht Richtung Ziel
Briefkastenschlitz in der roten Eingangstür.
Ich solle nur keine Angst haben, sagte die
freundlich erscheinende Besitzerin,
der Hund hätte mehr Angst vor mir als ich vor ihm.
Klar! Es kam was kommen mußte. Der Hund fing
an wie wild zu kläffen, ich machte eine 180 Grad
Drehung, bemühte mich gar nicht erst, die Gartentür
aufzumachen, sondern sprang gleich über den Zaun.
Als ich mich - völlig außer Atem - umdrehte, sah ich, daß
der Hund genau in die andere Richtung gelaufen war.
Vann Siegert (Owen Wilson) hat kein gelbes Fahrrad
und auch keine Angst vor Hunden. Briefträger sein,
das ist sein Traum. Aber da er neu ist in der Stadt,
muß er sich erstmal bewähren und Briefkästen
leeren. Das ist wie vieles in Amerika ganz anders als bei
uns. In Amerika sind die Briefkastenleerpostautos eckig
wie ein Würfel und das Steuerrad ist auf der rechten Seite.
Nein, nicht weil die amerikanischen Briefkastenleerpostautos
linksfahrpflichtig sind, sondern weil alle amerikanischen
Briefkästen brav genau am Bordstein aufgestellt werden,
so daß ein Briefkastenleerpostautofahrer nur nah ran
an den Briefkasten fahren und zum Leeren nicht mal
aussteigen muß. Ja ja, die sind nicht dumm, die Amis,
sollte man meinen! Sind sie aber doch, weil hätten
sie sich schnell noch mal WENN DER POSTMANN DREIMAL KLINGELT
angesehen, wüßten sie, daß man besser keinem
traut.
Und da nichts so heiß zugestellt, wie es in
den Briefkasten geschmissen wird, ist dieser
Film auch kein nervenzerreissender Thriller, als
der er gerne vermarktet wird. Dafür spielt
Sheryl Crow mit, wenn auch nicht sonderlich lange,
Janeane Garofalo ist wie immer süß (und klein)
und Owen Wilson, tja, auch (nicht klein, aber süß).
Wegen dem habe ich mir
den Film überhaupt nur angesehen. Wegen dem hätte
ich mir auch gerne SHANGHAI NOON noch mal angesehen
(den ich widerum nur wegen Lucy Liu gesehen habe).
Ich habe ihn mir jedenfalls nicht angesehen, weil
ich wußte, daß Hampton Fancher für BLADE RUNNER
verantwortlich ist. - Ich wußte es nämlich nicht.
Vann Siegert dagegen kann nur von Glück sagen, daß ich
nicht mehr undercover arbeite.
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