THE STRAIGHT STORY

(Eine wahre Geschichte oder
Lost Highway II)

Regie: David Lynch
Start: 2. Dezember 1999

Von David Lynch ist man ja so einiges gewohnt. Da hat mit diesem Film wohl keiner gerechnet. Ich am allerwenigsten. Das muß man sich mal vorstellen: keine schönen, knackigen Menschen, sondern nur alte Knacker in schönen, menschlichen Hauptrollen! Kaum Dialoge. Bodenständig. Keine tiefergehenden, sich entwickelnden Charaktere. Nichts. Nicht mal - wie Filmemacher in Lynchs Alter das gerne tun - alte Knacker, die knackige 17jährige aufreißen (und das ohne Geld!). Jeder Charakter hat seinen Platz, da gibt's nichts zu deuteln, auch wenn das noch so viel Spaß machen würde - den gönnt uns Lynch diesmal so gar nicht. Gut, eine unwahre Geschichte konnte er sich doch nicht verkneifen, der alte Fuchs, auf dem Gebiet ist er der absolute Platzhirsch (da muss er aber aufpassen, daß er nicht unter die Räder kommt!), auch wenn deutsche Untertitel in solchen Fällen oftmals von Rehen sprechen.

Lonesome Cowboy
Hirsch heißt ein Mann.
Ganz eindeutig.

Ehrlich, die Geschichte ist völlig simpel (straight?) und ohne doppelten Boden (oder in Lynchs Fall: Dimensionen (ohne N)) und sogar wahr: Ein alter Mann reist von A nach B, weiter nichts. Ok, das von A nach B reisen dauert seeeehr lange. Das WIE allerdings wird der Grund sein, warum ausgerechnet Lynch so einen Film überhaupt gemacht hat: Alwin Straight (rührend: Richard Farnsworth) reist von A nach B mit einem Rasenmäher. Und das nicht weil er zu oft THE LAWNMOWER MAN im Fernsehen gesehen hat (er sieht es sowieso lieber Blitzen und Donnern), sondern weil er eben ein alter Knacker ist. Doch, das macht Sinn!

BlitzTV
Sissy Spacek
Donnerwetter!

Der Film streichelt die Sinne und lässt uns wohlig seufzen. Man kann das Gras riechen und schaudert, wenn es regnet. So ganz nebenbei bekommt man noch ein Amerika abseits der Touristenpfade zu sehen.

Oh je! Ihr werdet jetzt alle alle in diesen Film gehen, weil ich ihn so lobe (und Ihr wider jeglicher Vernunft Kritiken liest, bevor Ihr ins Kino geht). Und dann werdet Ihr mich hassen, weil Ihr eingeschlafen seid, weil der Film so wahnsinnig langsam ist! Noch viel langsamer als MEET JOE BLACK oder EYES WIDE SHUT, und weder einen Brad Pitt noch eine Nicole Kidman, die einen wachhalten könnten. Tut das nicht! Nicht einschlafen! Ihr verpaßt was! Einen der schönsten - wenn auch nicht besten - Filme des Jahres. Meditiert von mir aus, das wird dem Film gerechter.

we're on a road
Wilde Verfolgungsjagden? Nix da!

Und: Versucht wie ich in eine Vorstellung zu gehen, wo Ihr ganz alleine seid. Das wird nicht sonderlich schwer sein, denn wer will schon einen Film über einen Opa, der Rasenmäher fährt???

to nowhere

emma

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