Slumdog Millionär

(Slumdog Millionaire)

Regie: Danny Boyle
Start: 19. März 2009

Bombay, 2006: Jamal Malik ist eine Frage davon entfernt, 20 Millionen Rupien zu gewinnen.
Wie hat er das geschafft?
A: Er ist ein Betrüger B: Er hatte einfach nur Glück
C: Er ist ein Genie D: Es ist Schicksal


Also eine Sache bei WER WIRD MILLIONÄR? ist doch wirklich belämmert, oder? Wieso weiß der Telefon-Joker so oft die Antwort nicht. Der Joker kann die Frage doch schon am Fernseher beobachten und die Antwort ergooglen, noch lange bevor er überhaupt - oder vielleicht sogar gar nicht - angerufen wird. Und dann tun die Telefon-Joker tatsächlich manchmal noch ganz überrascht, dass ihr Bekannter (Freund, Vater, Mutter, heimlicher Geliebter, Tierarzt, ...) es auf den Stuhl und bis zur 32.000-Euro-Frage geschafft hat. Ja, was machen die denn alle? Da spielt jemand, den ich kenne und der mich vielleicht sogar anruft, um eine Million, und es interessiert mich nicht mal so viel, dass ich zu schaue? Allein das beweist doch, alles nur Schiebung. Die ganzen Teilnehmer sind vermutlich nur Schauspieler und es gibt gar keine echten Wer-wird-Millionäre. Und nun komm' mir keiner und behaupte, die Sendung sei nicht live. Ich bilde mich regelmäßig im Kino und ich sage euch: Die Show ist live! Muss sie sein, denn sonst würde die ganze Dramaturgie von SLUMDOG MILLIONAIRE nicht funktionieren!

Aber gut, genug davon. Ich wollt's nur mal gesagt haben.

Was wusste ich über SLUMDOG MILLIONAIRE?
Ein Typ aus den Slums gewinnt die Million(en) und man glaubt ihm nicht, dass es mit rechten Dingen zu ging. Neutral. Der Film hat eine recht einfache Rahmenhandlung und wird mit kleinen Geschichtchen aufgespickt, ähnlich FORREST GUMP oder jüngst DER SELTSAME FALL DES BENJAMIN BUTTON, nach letzterem welchen mir das Konzept völligst aufstieß, so dass ich selbst rückwirkend FORREST GUMP nun nimmer mehr sehen mag. Ein kleiner Minuspunkt. Acht OSCARS! Acht gaaanz dicke Minuspunkte!

Mit achteinhalb Minuspunkten ging SLUMDOG MILLIONAIRE also bei mir ins Rennen. Und diese niedrige Erwartungshaltung hat mir sicherlich geholfen, dem Film am Ende ein ganzes Stückchen positiver Gefühle ab zu gewinnen. Zuerst einmal war ich überrascht über den fast dokumentarischen Stil (O-Ton Werner und KILLER: Scheiß Hand-Kamera!) und fragte mich, ob ich wirklich im richtigen Film gelandet war, denn ich hatte einen mit acht OSCARS ausgezeichneten Hollywood-Streifen erwartet, und "bester ausländischer Film" war nicht darunter - und wäre auch nur ein OSCAR und nicht acht gewesen.

Und während ich noch so dahin überlege, ob mir das nun gefällt oder ob ich lieber herum jammern soll, dass ich diese Filme, die mir zeigen, wie grauenvoll miserabel schlecht es anderen geht, während ich mich hier über Steuererhöhungen mokiere, die mich nur treffen können, wenn ich etwas habe, wovon man es mir abziehen kann, plätschert der Film so vor sich hin, und bekommt eine Nuance, die Werner, der sowieso immer das Gegenteil meint, von dem, was ich meine, als Bollywood-Mist bezeichnet. Ich sehe es als Antwort Hollywoods auf Bollywood und durchfahre bis zum Abspann, der ganz und definitiv und laut einem ins Gesicht schreit, "Hallo, psst, ich bin die Antwort Hollywoods auf Bollywood.", eine geniale Gute-Laune-Kurve, die sich gewaschen hat. Außerdem habe ich auch nichts gegen Bollywood-Filme, abgesehen davon, dass ich schon einen gesehen habe, was dann auch wieder reicht.

Ein spitzen Bild, das müsst ihr doch zugeben!?
Anil Kapoor, einer der bekanntesten Bollywood-Größen.
Ist er es?
Spielt auch er in SLUMDOG MILLIONAIRE mit?
Ist es womöglich doch ein Bollywood-Streifen (mit B wie Bierzelt)?
Fragen über Fragen und keine Antworten.
Ganz anders als bei WER WIRD MILLIONÄR?,
wo es zu jeder Frage gleich vier Antworten gibt.


Und bitte immer die goldene Regel der Bildplatzierung beachten:
Die Personen nie... nie... nie aus der Seite heraus schauen lassen.

Werner mag recht haben, dass der Film sich mit einer sozial-kritischen Aura umgibt, obwohl er am Ende vielleicht doch nur eine Liebesgeschichte erzählt, aber ich gehe auch genau deshalb ins Kino: um unterhalten zu werden. Einen Film, der mir nur zeigt, wie viel beschissener das Leben noch sein kann, damit ich mich über die nächste Steuererhöhung freue, brauche ich hingegen nicht.

In diesem Sinne also, schnappt euren Telefon-Joker bei der Hand, am Telefon hilft er euch eh nicht viel, und ab ins Kino!

KO

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