THE PATRIOT
(Der Patriot)
Regie: Roland Emmerich
Start: 3. August 2000
Ich habe mir nach Jahren mal wieder
ROOTS angesehen. Diesmal
im Original. Marathon, 6 Videos à mind. 95 min, 2 Nachmittage,
- so einen Wahnsinn kann man immer gut mit einer Erkältung
entschuldigen.
Der Held von ROOTS heißt Kunta Kinte.
Wir haben damals, als es im Fernsehen kam, gerne "Kunta Kinte"
gespielt. Am Liebsten die "Wie heißt Du, Nigger!" - "Kunta Kinte!" -
"Nein, Du heißt Toby!" - [und noch ein Peitschenhieb] - Szene.
Eine Schlüsselszene, die mich zum Hardcore- Sado- Maso- Fetischisten
und Extrem- Rassisten (ich mag keine Rasse - nicht mal meine eigene)
werden ließ.
Als ich es mir diesmal angesehen habe, war ich nicht nur älter
und reifer, sondern auch um einiges reicher. An Geschichtswissen,
meine ich, z.B. die Amerikanische Revolution betreffend. Die wurde allerdings
in ROOTS nur am Rande erwähnt. Schade. Denn daß die Afro- Amerikaner
dort eine interessante Rolle gespielt haben, lernt man in THE PATRIOT.
Und man lernt noch mehr:
Die noch- britischen Amerikaner sind gut, die britischen Briten
böse. Gut ist Benjamin Martin (Mel Gibson), der nicht metzeln mag,
böse ist der Metzeln lassende Colonel William Tavington
(Jason Isaacs).
Mel ist natürlich richtig gut, sogar zu den bösen
Briten. Aber eben nicht nur zu denen, was besagtem
Tavington weder entgeht noch gefällt. Schlecht für Mel,
gut für uns, denn sonst würde Benjamin Martin für
den Rest des Film nur versuchen, auf seiner Plantage im
Schaukelstuhl zu sitzen und Pfeife rauchen, anstatt durch
die Wälder zu geistern.
Bei soviel guten Fast- Amerikanern ist der britische Colonel Tavington
dagegen eine Erfrischung. Boah, war der böse! Und das Beste daran:
Den gab's als Colonel Banastre Tarleton nicht nur wirklich, dieser
Tarleton war in Wirklichkeit sogar noch viel böser,
was sein Spitzname suggerieren dürfte: "Bloody Ban the Butcher".
Wie überhaupt so alle Figuren in diesem Familiendrama zur Zeit des
Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges historische Wurzeln haben. Die
Figur des Benjamin Martin besteht z.B. gleich aus mehreren zwar echten,
aber mehr oder weniger heldenhaften Freiheitskämpfern, wie Colonel Daniel
Morgan oder Thomas Sumter, hauptsächlich jedoch basierend auf Francis Marion.
Diesen "Swamp Fox" allein zu verkörpern hätte wohl Probleme mit der Zensur
gegeben - in ROOTS wurde zumindest angedeutet, welche Aufgabe Sklavinnen
meistens noch nebenbei hatten.
Was den deutschen Regisseur Roland Emmerich bei aller Liebe zum Detail dazu
getrieben hat, die Figur des preußischen Baron Friedrich von Steuben, der die
amerikanische Ur- Armee aufgebaut und ausgebildet hat, im Film als französischen
Major Jean Villeneuvesen (Tchéky Karyo) darzustellen, ist mir dagegen absolut
schleierhaft (Lafayette hin oder französische Allianz her).
Nicht so triefend patriotisch, wie ich erwartet habe, dafür aber mit Gemetzel,
das an GLADIATOR heranreicht,
einem coolen Mel Gibson und besagtem oberbösen Tavington. Das hat
gereicht, mich zu Entzückungsseufzern hinreißen zu lassen.
Dummerweise stehe ich mit dieser Meinung wohl alleine da.
Als ich neulich einen amerikanischen Freund fragte, ob er ROOTS kenne,
antwortete dieser spontan: "Sure! You mean: "What's your name?" -
"Kunta Kinte!"...
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