ONE TRUE THING

(Familiensache)

Regie: Carl Franklin
Start: 18. März 1999

Den kennt Ihr ja schon, wenn Ihr meine Kritik zu STEPMOM gelesen habt.

ONE TRUE THING ist ein Film für Wasserratten und sonstige Anwohner von Überschwemmungsgebieten. Wer sich ob des immer wieder angedrohten Winters oder wegen STEPMOM mit einer Überdosis Taschentücher eingedeckt hat, dem bietet sich hier die einmalige Gelegenheit, seine Bestände oscarreif abzubauen.


Wer friert, verliert!
Die Guldens von links: Sohn Brian (Tom Everett Scott), Mama Kate (Meryl Streep), Papa George (William Hurt) und Tochter Ellen (Renee Zellweger)

Auch hier haben zwei erwachsene Frauen so ihre Problemchen miteinander, nur diesmal sind es Mutter und Tochter.
Ach Töchter - Daddies kleine Lieblinge und umgekehrt.
Ellen (Renee Zellweger) himmelt ihren Vater (William Hurt) seit frühester Kindheit geradezu an. Ihr Vater - das ist George Gulden (William Hurt), College- Professor und Schriftsteller, Ehemann von Kate (Meryl Streep), Mammi, Hausfrau mit Aszendent zu obigem Kuscheltierchen, deren scheinbare Naivität und Oberflächlichkeit Ellen, ihrerseits ambitionierte New Yorker Journalistin und Anti- Hausfrau, dann doch eher auf die Nerven geht.
Weil es die Sternbilder und Daddy so wollen, zieht Ellen trotz Job wieder nach Hause, um ihre Mutter zu entlasten und in die ihr so verhaßte Hausfrauenrolle zu schlüpfen. Nun muß Ellen feststellen, daß Daddy nicht der perfekte Übermensch ist und Mammi nicht das putzige Naivchen. Anders als STEPMOM hat ONE TRUE THING nicht diesen Drang zu oberflächlicher Komik, abgesehen von einer etwas überzeichneten Szene, in der Ellen versucht, das Essen vorzubereiten und kläglich scheitert, was ich auch gleich überhaupt nicht komisch finde, zumal der Soundtrack hier noch kräftig mitmischt.


Daddy, daddy, daddy, daddy help me
Daddy, daddy, daddy tell me what to do

Edie Brickell

Die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird, finde ich dafür umso grandioser. In nicht zwingend chronologischen Rückblenden wird Ellen von einem Anwalt zu den Geschehnissen befragt, zu denen der Zuschauer noch ziemlich im Dunkeln tappt. Genial fand ich hierbei vor allem, daß man stellenweise richtig nachdenken muß, wo in der Zeit man sich denn nun befindet und was die einzelnen Personen denn nun schon wissen. Kann aber auch daran liegen, daß ich in der Original- Fassung einfach nicht alles verstanden habe. Tja, weniger ist eben manchmal mehr. Wie sagte Werner kürzlich (hihi)? In einem Programmkino wurde einmal versehentlich die Reihenfolge der Rollen (Film, nicht Haupt) vertauscht, was den Film erst so richtig interessant machte. Was ich einfach noch erwähnen muß, weil es mir aufgefallen ist, und wann passiert mir sowas schon einmal. Die einleitenden Fragen des Anwalts leiten die Rückblenden nicht ein, sondern schließen sie ab. Irgendwie macht das Spaß, mal nicht ein Film, der ganz nach Schema F abläuft.
Einmal bewegt sich die junge Ellen auf die Büro-Tür ihres Vaters zu. Das hat schon fast Horror- Film- Charakter. So baut man Spannung auf und deutet Dinge an.

Normalerweise ist diese Art von Stoff ja nicht mein Ding. Die Tatsache, daß ich nicht kotzend auf dem Boden lag, spricht also für ONE TRUE THING.
Richard fand ihn übrigens zum Kotzen!

Nur eins noch:
Natürlich bekommt Meryl Streep den Oscar. Das ist schon fast billig, Bescheuerte oder Todkranke bekommen den ja immer. Und nur für den Fall, daß nicht, halte ich schnell noch eine Ausrede parat. Dann liegt es bestimmt nur daran, daß es ihr dritter geworden wäre. Andererseits, aller guten Dinge...

KO

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