Old Boy
(Oldeu Boee)
Regie: PARK Chan-wook
Start: 2. September 2004
"Es heißt, wenn man sich etwas nur intensiv genug wünscht,
wird es auch Realität werden.
Aber das ist Unsinn."
- PARK Chan-wook
Aus diesem Grund, spielt in PARK Chan-wooks Filmen das Schicksal eine
größere Rolle. In OLD BOY personifiziert es sich in Form von
LEE Woo-jin (YOO Ji-tae), dem Mann, der die Verantwortung für die 15
Jahre andauernde Inhaftierung von OH Dae-su (CHOI Min-sik) in einem
Privatgefängnis trägt, der alle Fäden im Lebens unseres
Protagonisten in Händen hält. Im Original-Drehbuch wurde diese
Rolle noch durch eine Szene unterstrichen, in der er eine Hypnotiseurin
damit beauftragt, nach seinem eigenen Tode sich um alles Weitere zu
kümmern.
Zu klein, das Loch. Hier gibt es kein Entrinnen.
Als OH Dae-su nach 15 Jahren die Freiheit erlangt, ist auch das kein
Zufall oder hart erkämpfte Eigenleistung. Von Rache zerfressen hat er
nur ein Ziel: Denjenigen, der ihm das angetan hat, zu vernichten, von der
Erde zu tilgen, so dass kein Stückchen von ihm übrig bleibt.
Doch stärker als die Rache noch, ist die Frage nach dem Warum. Denn
OH Dae-su wurde mitten aus seinem glücklichen Leben gerissen, ohne
den geringsten Hinweis auf einen Grund. Schon nach zwei Monaten in
absoluter Isolation ist er dem Nervenzusammenbruch nahe. 15 Jahre sind
eine verdammt lange Zeit.
Und nun bleiben ihm nur wenige Tage, die Gründe all seines Leidens zu
lüften...
LEE Woo-jin (mitte) gibt OH Dae-su (rechts) 5 Tage Zeit,
die Gründe seiner Inhaftierung herauszufinden,
sonst stirbt jede Frau, die er je geliebt hat.
Zu verdanken habe ich das Glück, dieses Meisterwerk jetzt schon
gesehen haben zu dürfen, KILLER, der eine seiner derzeitigen
Berufungen der Förderung des koreanischen Films verschrieben hat, und
mir freundlicherweise eine Freikarte zum ansonsten ausverkauften
Eröffnungsfilm seines CoreAction- Filmfestivals überließ.
Da werde ich ja - zumal aus Überzeugung - auch ein Wenig die
Werbetrommel rühren dürfen. ;-)
Ein durch und durch gelungener Abend, angefangen bei Sushi-Häppchen
(obwohl mir Döner besser schmeckt) und trübem Reiswein (sieht
ein bisschen so aus wie Baileys und mundete mir wahrscheinlich auch
daher), um nur zwei der Verköstigungen zu nennen, derer man sich vor
dem Film bedienen konnte, und weiter mit den einleitenden Worten einiger
geladener VIPs - der Vize-Generalkonsul der Koreanischen Botschaft wurde
zwar etwas überrumpelt mit dem "Wunsch" nach einer Rede, hat die
Situation jedoch gemeistert (und zum Filmstart Geburtstag). Herausragend
die Rede des Gründers des 3L Filmverleihs, der uns in nächster
Zeit noch einige weitere koreanische Leckerbissen in die Kinos bringen
will. Dem Mann merkt man die Begeisterung fürs koreanische Kino an,
lässt er sich doch selbst von Profis Profit gefährdende Filme
nicht ausreden, wenn sie ihm gefallen. Bleibt zu hoffen, dass die Rechnung
aufgeht - und dennoch KILLER mit seinem vergleichsweise kleinen
Genre-Festival nicht von den großen Bonzen gänzlich
überrollt wird, legt doch auch die Buch-Messe nächstes Jahr
einen Korea-Schwerpunkt.
Zart besaiteten bleibt bei OLD BOY womöglich die Luft weg, sie
sehen Ameisen oder sind schier sprachlos.
Viel Vergnügen mochte uns jedoch keiner der Redner so recht
wünschen (KILLER hätte es sicherlich getan, allerdings
beschränkte er sich souverän auf einige wenige Worte, um die
Zuschauer nicht über Gebühr auf die Folter zu spannen), sei der
Film doch - vor Allem für das weibliche Publikum - mit seinen
expliziten Gewaltselbstverständnis womöglich zu hart. Auch Alex,
ein Kumpel von KILLER, meinte nach dem Film zu mir, wenn Du da mit einem
Date reingehst, hält sie Dich danach bestimmt für einen kranken
Psychopaten. Das mit dem Date hätte ich natürlich sehr gerne
ausprobiert, doch ich kenne zu wenige Frauen und die zwei bis drei (oder
weniger), die ich kenne, die haben mich wohl schon so als kranken
Psychopaten durchschaut.
OLD BOY schlägt voll ein.
Der Hammer!
Aber ernsthaft, ich kann das nicht nachvollziehen. Ja, OLD BOY hat eine
härtere Gangart. Was sichtbare Gewalt angeht wird jedoch auch mehr
mit der Phantasie des Zuschauers gespielt, als diese tatsächlich
gezeigt. OLD BOY spielt mit Tabus und es bricht sie, doch dennoch ist OLD
BOY auch ein sentimentaler und ein Liebesfilm. Und wie schon PARK
Chan-wook sagt, Rache ist nur ein Motiv im Film, das wahre Thema ist
Erlösung.
Eine spannende, vielschichtige Story mit einer interessanten
Erzählstruktur verdient den Mehraufwand in der
Bildbearbeitung.
Warten müsste Ihr auf OLD BOY nun bis zum Bundesstart, auf CoreAction
läuft er nicht mehr, die Kopie lag nur einen Tag vor.
Ich allerdings wünsche Euch viel Vergnügen! - Und wer nun schon
neugierig ist, kann sich bei CoreAction noch bis Samstag, den 17. Juli, an anderen
koreanischen Filmen erfreuen.
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