THE NINTH GATE

(Die Neun Pforten)

Regie: Roman Polanski
Start: 16. Dezember 1999

Horrorfilme schocken mich nicht. Nicht wirklich. Sie können noch so eklig sein, mir egal. Da lache ich doch höchstens drüber. Berührt mich alles nicht. Naja, es gibt da schon Ausnahmen. HELLRAISER z.B., besonders der 2. Teil. Da ging's um den ewigen, niemals nie endenden Schmerz. Ganz schön fies, was? So ein Horrorfilm muß folglich schon irgendeine ganz doll tief versteckte Seite in mir finden, bevor ich mich in ein vorhandenes Knie links oder rechts neben mir festkralle.

Roman Polanski hat das schon mal geschafft. Damals, TANZ DER VAMPIRE. Ich war 10 oder 11. Ich kann heute immer noch dieses Gefühl des Horrors nachempfinden. Die osteuropäische Melancholie mit dem Horror und doch erotischen Reiz des gejagten Opfers. Meine Lieblingslehrerin war damals vom Unterricht freigestellt, weil sie der Meinung war, sie müsse jetzt unbedingt ein Baby haben. Ich litt unter Entzugserscheinungen und habe sie einfach besucht. Und ihr von dem Film vorgeschwärmt. Ja ja, so tief hat er mich beeindruckt. Worauf ich meinen ersten Vortrag über Homosexualität erhielt (was, als ich so alt war, durchaus NICHT üblich war!). Dank Roman Polanski weiß ich, was schwul ist, seit ich 10 (oder 11) bin! Weil da will doch ein männlicher Vampir den Roman Polanski beißen! Das habe ich einfach nicht verstanden, weil Männer- Vampire doch nur Frauen beißen (und umgekehrt). So klein war damals die Welt mit 10 (oder 11).

Der Film hat mich seit dem nie ganz losgelassen. Keine Vampirdiskussion ohne den Hinweis auf dieses geniale Werk. Und egal in welchem Entwicklungsstadium ich mich in den folgenden Jahren befand, irgendeine neue Seite konnte ich dem Film immer abgewinnen.


Corso (Johnny Depp) würde seinen
Auftraggeber gerne zum Teufel schicken

Umso gespannter war ich auf NINTH GATE. Ui, wird das die neue Grundlage jeglicher Teufels- Newsgroup? Denn um den Teufel geht's hier hauptsächlich. Der steckt im Detail, oder in diesem Fall im Buch. Aber nicht nur einem, es müsste ja ohne den Teufel zugehen, würden wir nirgens die magische Zahl 3 wiederfinden. Keine Bange, die eigentliche, die in Genesis Supper's Ready gerne als der Name des Herrn tituliert wird, kommt noch oft genug vor. Leider. Kann einen irgendwann ganz schön langweilen.

Ausziehen!
Frauen auch.

Wir waren bei 3 Büchern. 3 alte Bücher. Soviel darf verraten werden. Dean Corso (Johnny Depp) soll 2 davon finden, schliesslich verdient er damit sein Geld. Ziemlich viel, wenn ich mich recht erinnere. Ein toller Job, der einen sogar die weite Welt bereisen läßt, wenn man nur den richtigen Auftraggeber hat. Und wer viel reist, der hat viel zu erzählen, weil wer viel reist, der viel erlebt. Und lernt vor allem, daß Geld allein nicht glücklich macht. Aber nein, je mehr er sich gegen soviel Geld wehrt, umso mehr bekommt er. Wieso passiert mir das nicht?

Ausziehen! Mehr und auch weniger unterstützt wird er dabei (natürlich) von 2 Frauen, deren Namen im Vorspann schon ein Garant für nacktes Fleisch waren. Und tatsächlich, Roman kann's nicht lassen, sie ziehen sich aus. Na gut, Frau Olin ziehrt sich ein bißchen, aber für meine Vorurteilsbestätigung hat's allemal gereicht.

Forrest??? Und wegen der mehr und auch weniger großen Unterstützung entwickelt sich der Film zu einem ernsthaften Krimi. Soll wohl spannend sein (bin ich nicht einmal sogar zusammen gefahren? War bestimmt ein anderer Film...). Und anspruchsvoll (weil Teufel und Bücher) und so. Mit ganz vielen Knoten, die sich am Ende natürlich alle auflösen.

Und mich enttäuscht zurücklassen. Wo ist die Magie? Der Humor? Oh Schreck, bin ich einfach zu alt geworden? Ist Romans Zielgruppe wirklich die der 10- (oder 11-) jährigen Mädchen? Das glaube ich nicht, Herr Polanski ist ja auch mit der alten Hexe im real life verheiratet. Äh... was wollte ich eigentlich sagen?

Daß Johnny Depp wieder einmal mehr gezeigt hat, daß er ein toller Schauspieler ist. Sein hier gezeigtes Talent für ernste Rollen hat er nicht nur in NICK OF TIME bereits unter Beweis stellen können. Nur rettet das den Film nicht. Die einzige Komik ist die unfreiwillige. Nicht, daß der Film (ganz im Gegensatz zu TANZ DER VAMPIRE) etwa komisch sein will oder muß, nein nein, im Gegenteil, er will ja ernsthaft sein und Fragen aufwerfen, aber genau das gelingt ihm nicht. Die Fragen, die bei mir aufgeworfen wurden waren lediglich:

a) warum fand ich TANZ DER VAMPIRE besser?
b) warum erinnert mich dieser Film mehr an ANGEL HEART und kann ihm doch nicht das Wasser reichen? ANGEL HEART kam auch prima ohne Komik aus.
c) warum fand ich SLEEPY HOLLOW viel spannender, obwohl der auch mit Johnny Depp war? SLEEPY HOLLOW war lustig und erinnert sofort an - na? TANZ DER VAMPIRE ;-)

Ich werde das Gefühl nicht los, es ist einer der vielen Alte- Männer- Filme dieses Jahres. Wo er doch so gerne ein spannender Mystery- Krimi wäre - und einer der anspruchsvollen der vielen Teufels Filme diesen und nächsten Jahres...

Ach, wär ich doch nochmal 10. Oder 11...

emma

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