FILME VON GOLDEN HARVEST

Wer klassisches Hongkong-Kino liebt, ist bei Golden Harvest richtig. Ob Komödie, Ballerfilm oder Eastern, alles kann bei Golden Harvest noch ein bisschen komischer, blutiger und spektakulärer werden als die eigenen Klassiker, die die Company hervorbrachte. Das man nicht ungestraft an manchen Schrauben drehen darf, zeigten jedoch im Grunde sämtliche hier kurz vorgestellten Filme.


FLY ME TO THE POLARIS von Jingle Ma ist die Verballhornung von HEAVEN CAN WAIT, meinem Lieblingsfilm mit Warren Beatty. Was chinesische Teenager(innen) zu Tränen rührt, findet man hierzulande zuweilen unfreiwillig komisch. Ob es nun anfangs die misratenen Versuche des taiwanesischen Popstars Richie Ren in der Rolle des Onion (mir kommen schon die Tränen) sind, einen Blinden darzustellen, oder aber gegen Ende die vorschulkindertauglichen Special Effects, in denen sich sternenglimmernd der Körper des Protagonisten auflöst - nie wird man den Verdacht los, manche kulturellen Eigenheiten eines Volkes erst am Sanktnimmerleinstag verstehen zu können. Seufz. Einmal war ich dann doch gerührt. Achtet auf das Saxophonspiel, unser Held Richie (manche nennen ihn auch Jen) verzichtet großherzig auf die Geliebte (und einzig brauchbare Darstellerin Cecilia Cheung). Und zählt Eure Zähren, wenn Ihr Euch das Teil aus der chinesischen Videothek reingezogen habt.


THE MISTRESS - Zwei Protagonistinnen nennen sich "bitches" und benehmen sich auch so. In schrillem Hongkongesisch schwafeln und scherzen sie bemüht und affektiert, daß es in meinen Ohren schmerzt. "Explores the inner feelings of a woman who confuses her sexual fantasies with reality." So steht es in der Tagesausgabe der Moving Pictures, die als kleiner An- und Inhaltspunkt unserer Orientierung bei der Filmauswahl diente. Da dachte ich noch, das könnte was für mich sein. Wahrscheinlich hatte ich mehr Action erwartet, heißt doch eine der Darstellerinnen Jacqueline Peng. Nach zehn Minuten wechselte ich das Kino. Das mußte ich ein paar Mal machen. Wenn der zweite Film auch nix war, versuchte ich noch einen dritten. Dann war Schluß. Warten auf die nächste Schiene. Alle zwei Stunden ein anderer Film, da blieb einfach keine Zeit für bitches. Selbst im wahren Leben will ich davon verschont bleiben.


In den SUNSHINE COPS von KW (Kriminalwachtmeister?) Lo hatte ich zwar auch nicht viel zu lachen, weil nicht jede Nation auf die gleiche Art scherzt und die Hongkonger offenbar bei all ihrer Arbeitsamkeit sich in der Freizeit mit billigem Klamauk begnügen (nicht mal Blondinnenwitze soll's da geben), doch die völlig rücksichtslose Brutalität, die zuweilen unnötig war, hielt dann doch bei der Stange und war eigentlich an sich schon ein guter Witz - wenn auch nicht so gemeint. Fragt gar nicht nach dem ungeschnittenen Film, wenn Ihr noch keine 18 seid. Stephen Fung und Ken Wong spielen die Buddies, die als role models einen neuen Typ von Polizisten repräsentieren sollen, Allroundkönner auf Tuchfühlung mit Jedermann, die erst mal was falsch und schließlich wieder todesmutig alles richtig machen. Wenn in Hollywood Geschichten vom Computer zusammengebaut werden, werden Sie in Hongkong am Reißbrett gemacht. Für mehr als einen Film dieser Art pro Tag ist die MIFED zu schade, selbst wenn das der beste und "rundeste" aus Golden Harvests Angebot war.


Daniel ist von Andrew Laus A MAN CALLED HERO begeistert. Furiose Stunts und wunderschöne Darsteller konnten mich aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß die 1913 in China angesiedelte Story sprunghaft und unausgegoren einige Fragen hinterließ, auf die wohl auch nur Daniel irgendwelche Antworten gewußt hätte. Hier wollte jemand Tsui Hark überbieten. Ivo entschuldigte das damit, daß die Grundlage ein Comic sei. Golden Harvest, das ist oft der filmische Over-KILLER

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