I LOVE YOU, BABY
Regie: Nick Lyon
Start: 20. April 2000

Eigentlich wollte ich mir I LOVE YOU, BABY gar nicht anschauen, aber dann mußte ich aufgrund einer temporären Handlähmung und der damit verbundenen Unfähigkeit, die Fernbedienung ergreifen zu können, einen RTL- "Bericht" über mich ergehen lassen, in dem der Film als neuester deutscher Sex- Skandel- Streifen gehyped wurde.

Und noch schlimmer, die Darsteller sollen es tatsächlich getrieben haben, munkelt man, während die das nur halbherzig abstreiten, wissen sie doch allzugut, Promotion heißt das Zauberwort, welches auch vermag, Scheiße in Gold zu verwandeln.

Nun, wenn ich zu diesem Zeitpunkt auch sonst nichts über I LOVE YOU, BABY wußte, eins wußte ich mit Sicherheit: Dieser Film wird weniger Sex zu bieten haben als die Sesamstraße. Und - um die Spannung ins Unermeßliche zu treiben - verrate ich gleich, so ist es auch gewesen.

Die obligatorische, ach so skandalträchtige Fick- Szene findet gleich zu Anfang statt. Mark Kellers Gesicht zwischen Jasmin Gerats Beinen. Skandal! Schieb endlich mal den Kopf zur Seite, damit wir was zu sehen bekommen! Mark Keller gibt indess auf RTL zum Besten, er hätte schon ein paar ganz neue Eindrücke gewonnen und sei sich fast wie ein Gynäkologe vorgekommen. Na, da muß seine Freundin ja ein ganz schön langweiliges Sexleben haben... mit ihm zumindest.

Und während ich noch so denke, warum müssen die die Rolle unbedingt der Gerat geben, warum nicht dieser andern, dieser Lori Stern, oder Kimsy von MTV, oder - naja, Kristiane Baker ist ja schon zu alt -, da ist es eigentlich egal, denn Mark Keller bleibt eh starrköpfig.

Was nun die restliche Leistung der Films angeht, ich war zu Anfang erstaunt, daß er nicht dermaßen kotzspeiübel schlimm daherkam, wie ich befürchtet hatte und Jasmin Gerats Rolle läßt es gar nicht zu, daß sie sich vollkommen lächerlich macht, doch im Mittelteil gelingt es I LOVE YOU, BABY schließlich doch noch, die erwartungsgemäße Tiefstform zu erreichen. Regisseur Nick Lyon nennt das Humor, ich nenne es gehirnamputiertes Herumgezucke, wenn Privatdetektiv Decker, I. (Burkhard Driest) der spanischen Polizei kurz vor seiner Verhaftung ein Tänzchen präsentiert und die ganze Policia-Truppe amüsiert mitschunkelt, bevor sie's achdaniederlegt...

Vorhersehbar? Nun, das sind einzelne Szenen zu genüge, der komplette Film indessen nicht. Immer verstrickter wird die Geschichte, so daß man kaum mehr mitkommt, Abhörwanzen hier, Intrigen dort; auf der anderen Seite lenkt dieser ganze Wirrwarr nur von den offensichtlichen Logikfehlern ab. War da nicht gerade noch eine Wanze? Wieso weiß die abhörende Dumpfbacke dann nicht, daß sie gerade verarscht wird???

Und Maximilian Schell? Den kann ich seit seinem Premieren-Auftritt bei Harald Schmidt eh nicht mehr ernst nehmen, seine schauspielerische Leistung hebt sich auch nicht von der der anderen hervor. Hervor hebt ihn höchstens der Kameramann, wenn er von unten ganz ehrfürchtig immer weiter heranzoomt, weil er's nicht besser gelernt hat.

Und meine ganz persönliche Theorie, warum dieser Film entstand, die gebe ich Euch auch noch mit auf den Weg: Mark Keller wollte unbedingt mal Jasmin Gerat von unten sehen und auf die Kinoleinwand, und da ihm sonst keiner eine Rolle anbot, gründete er kurzerhand zusammen mit Ica Souvignier und George Glueck seine eigene Produktionsfirma Two Guys And A Girl Entertainment Producions GmbH (Oh, noch ein Sex- Skandal), zockte fünf Millionen von der Filmstiftung Nordrhein- Westfalen ab und schickte sich und sein Team auf deren Kosten mal eben so auf Mallorca.

Ja, Scheiße! Und jetzt werde ich doch ein bißchen neidisch, daß man nicht mir, sondern Jasmin Gerat die Rolle angeboten hat - nicht wegen Mark Keller (kein Verwandter von KILLER, darauf legt KILLER Wert!), wegen Mallorca wohlgemerkt! Und demnach spricht aus meinem folgenden Rat schlicht der pure Neid: I LOVE YOU, BABY? Liebt lieber Euer Baby und spart Euch den!

KO

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Bildmaterial:
© Warner Bros.