HAPPINESS


Buch & Regie: Todd Solondz
Start: 18. März 1999

"Love, Joy, Happiness, ...",
dudle ich vor mich hin, nicht etwa, weil es im Soundtrack vorkommt. Nein, das tut es nicht. Und jetzt, wo ich herausfinden will, was das für ein Lied ist, das dieses sich mir ins Hirn gebrannte Textzeilchen beinhaltet, kommen mir ernsthafte Zweifel, ob es überhaupt ein derartiges Lied gibt.

Joy (Jane Adams)
Das ist die Schwester von Trish (Cynthia Stevenson) und Helen (Lara Flynn Boyles).

Love
Liebe, das ist es, wonach Joy auf der Suche ist. Und so beginnt

HAPPINESS,
der neue Film von Todd Solondz: Joy trennt sich von Andy (Jon Lovitz).
Hehe, damit hat Andy nicht gerechnet.
Noch ein Lied, diesmal Transvision Vamp, es geht zwar um Andy Warhol, aber das macht nichts, mir gefällt die Message. Auch nicht im Soundtrack.

Szenenwechsel.
So werden erstmal nach und nach alle Hauptdarsteller eingeführt, deren Wege sich bald auf die ein oder andere Art und Weise kreuzen werden. Zwei davon habe ich schon verraten, es macht aber viel mehr Spaß, wenn man sich im Film überraschen läßt, also Schluß damit.

Schnell nochmal den Herzschrittmacher überprüft und der Oma die Augen zugehalten, ich fange jetzt gleich an zu schreien...

HIMMEL! Sind wir denn im Puppenhaus?
Keine zwei Wochen ist es her, da komme ich zu dem Schluß, härter kann es nicht mehr kommen. Und es kommt. Denn eines Tages kommt jeder. Findet, was mit SITCOM und DAS FEST begann, in HAPPINESS nun endlich seine Vollendung? Oder geht es noch härter, noch perverser, noch abartiger, noch genialer?
Wem schon schlecht wurde, als sich Ben Stiller in THERE'S SOMETHING ABOUT MARY etwas Haar- Gel ans Ohrläppchen schmierte, der sollte sich vielleicht lieber den Horrorschocker PRACTICAL MAGIC anschauen oder zumindest vorsichtshalber nichts zu Abend essen, was sein Vordermann bitter bereuen könnte.

So wie in HAPPINESS hat noch nie ein Vater (Dylan Baker)mit seinem Sohn (Rufus Read) über Sex mit Kindern geredet, nicht mal im richtigen Leben. So wie in HAPPINESS hat noch nie ein Köter ein Balkongeländer abgeleckt, nicht mal im richtigen Leben. Oder doch? Igitt, wie eklig, allein die Vorstellung... So wie in HAPPINESS wurde noch nie ein obszöner Anrufer (Philip Seymour Hoffman) am Telefon belästigt, nicht mal im richtigen Leben, auch wenn ich es gern geworden wäre. Kurzum, in HAPPINESS sind alle glücklich, mehr oder weniger, meistens weniger, so wie im richtigen Leben.

Subversiver kann ein Film nicht mehr sein. Erstaunlich, daß HAPPINESS ein amerikanischer Film ist. Erstaunlich auch, warum es so lange braucht, bis er endlich bei uns auf die Leinwand kommt. Hoffentlich liegt es nicht daran, daß sich keine Synchronsprecher finden, die es wagen, derartige Dialoge zu führen. Sonst werden wir hier nach alter MAGNUM- Manier am Ende noch versynchrozensiert.

"Papa, wie lange ist eigentlich ein Arm?"
"Nun, es kommt sowieso nicht auf die Länge an. Was zählt ist Breite."
"Aber wie lang ist normal?"
"Should I measure?"

Das wär' Scheiße!

KO

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