DER HIMMEL KANN WARTEN
Buch & Regie: Brigitte Müller
Start: 21. Dezember 2000
Seit LOLA RENNT wissen wir,
deutscher Film muss nicht zwangsläufig schlecht sein. Daß er es aber
durchaus kann, das beweist einmal mehr DER HIMMEL KANN WARTEN.
Ich fange an mich zu wiederholen, wenn ich mich über
Eindimensionalität und philosophische Müllaufbereitung aufrege,
aber Müll und Dimensionen wiederholen sich ja auch.
Ein krebskranker Komiker, dachte sich Macherin Brigitte Müller, ist
doch eine ideale Voraussetzung komische Elemente mit einer unsäglichen
Tragik zu mischen, um das Publikum in einem Auf und Nieder so lange
hin und her zu schaukeln, bis ihm ganz schlecht wird. Immerhin,
letzteres gelingt. Sing und schwing das Bein, lass die Sorgen Sorgen sein,
nach diesem Motto leben nicht nur die Fraggels, sondern auch Alex
Feldkamp (Frank Giering) mit seinem einen Bein und sein Kumpel
Paul Jahnke (Steffen Wink) mit der einen ihm mittlerweile
bis unter die Gürtellinie gerutschten Gehirnzelle. Jaja, er denkt mit
dem Schwanz! Kriegt am Ende natürlich aber trotzdem jede Frau ins
Bett. Oder gerade deswegen.
Alex und Paul und noch ein paar andere Komiker fiebern einem
Talentwettbewerb im Lutz Comedy Club entgegen und wie alle hoffen
sie, dort eine Ladung Talent zu gewinnen, denn bisher haben
sie davon keins.
Links: Paul (Steffen Wink) beim Auf- und Fehltritt.
Rechts: Paul beim Alex (Frank Giering) trösten und Alex
beim auf die Uhr schauen.
Kann der Himmel noch warten oder ruft sein Bein ihn heim?
"Wenn Dir nun eine Fee erschiene und Du einen Wunsch frei hättest,
was würdest Du Dir wünschen?", wird Paul einmal von Alex gefragt
und philosophiert erstmal, warum Feen einem immer genau einen
oder drei Wünsche gewähren und nicht auch mal fünf oder sieben.
Ansonsten wünscht Paul sich das Gelingen seiner Huhn- Nummer.
Die hat ausnahmsweise mal nichts mit Frauen zu tun, sondern
besteht aus dem Ziehen von traurigen Grimassen vor einem DM 2,99-
Brathähnchen, das darüber freilich genausowenig lacht wie das Publikum.
Alex reist, um Pauls Huhn- Null- Nummer zu retten, sogar bis in die
Staaten reist, was sicherlich nichts damit zu tun hat, daß das Dreh- Team
dort eine Weile abhängen wollte oder so, und braucht gerade mal drei
Sekunden, da schmeißt sich ihm schon der deutschstämmige Jugendliche
Jo (Tom Schilling) an den Hals, der ihm aus reiner Menschenfreude
seine Hilfe anbietet.
Solche Zwei- Tages- Abenteuer, die schweißen natürlich zusammen, und
bei der Abschieds- Szene am Strand, warte ich wirklich nur noch
darauf, daß die beiden sich abknutschen. Schon schwer, beim
Betrachten solch wahrer Männerfreundschaften die Protagonisten
nicht alle für schwul zu halten.
Yo man, ich bin Jo!
Wie wär's denn mit uns beiden so?
Zumindest weiß Paul nun, was zum Gelingen seines Gockel- Gags ihm
fehlt. Man muss, um richtig traurig dreinzuschauen, an etwas richtig
Trauriges denken. Nur hat Paul in seinem Leben noch keinen wirklichen
Verlust erlitten.
Na, wenn sein Kumpel Alex ihm da nicht noch ein letztes Mal zu Hilfe
eilen kann...
Und Engeln gleich werde ich fliegen,
oder habt Ihr schon mal einen in den Himmel humpeln sehen???
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