Blood Work
Regie: Clint Eastwood
Start: 21. November 2002
Ich bin mal wieder bahnbedingt spät dran. Hetze am Bahnhof zur
S-Bahn, von der S-Bahn zur U-Bahn, von der U-Bahn zum Kino, die Treppen
hinauf, einmal im Kreis gedreht zur Orientierung. Da, eine
Kinoangestellte, Film läuft schon, im Kino - ehrlich gesagt, ich
hab's vergessen, aber ist ja auch egal, sagen wir einfach mal - eins. Kann
ich noch ein Cola haben?
Pause.
Moment, das macht der Kollege. Der Kollege kommt schon - langsam. Er fragt
zuerst noch einen Kollegen. Kann er noch ein Cola haben? Wie mach' ich
das? Einfach eintippen, aber nicht abrechnen. Hier drücken? Ja. Ein
großes oder ein kleines?
Pause.
Oh, er meint mich...! Äh, ein großes. Die Hetzerei soll sich ja
wenigstens gelohnt haben. Ein ganzer oder ein halber Liter? Äh, ein
halber. Mist, warum hab' ich nicht einen ganzen genommen. Immer diese
Fangfragen. Egal, jetzt aber schnell.
Pause.
Wieviele Minuten braucht ein gutes Bier? Also das Cola muss mindestens
genauso gut sein. Hoffentlich hat es auch soviel Alkohol... Bevor er mir
mein Cola in die Hand drückt, wischt er noch die Theke ab und
schmeißt zwei dreckige Pappbecher in den Müll. Nun ja, Ordnung
muss sein...
So oder so ähnlich muss es gewesen sein, weshalb ich folgende Szene
verpasst habe.
Terry McCaleb aka Clint Eastwood wird an den neuesten Tatort des
"Code-Killers" gerufen. Die Abdrücke von Sportschuhen im Blut der
Opfer lenken seinen Verdacht auf einen vermummten Passanten, bei dessen
Verfolgung er einen herzlichen Kasper erleidet, in Medizinerkreisen
Herzanfall genannt. Dem mutmaßlichen Täter kann er noch eine
Kugel mit auf dem Weg geben, doch er entkommt verletzt. Und McCaleb selbst
muss zwei geschlagene Jahre auf ein Spenderherz warten.
Kaum hat er das, lässt ihm eine Angehörige der - auch
mutmaßlichen - Spenderin keine Ruhe. Ihre Schwester wurde bei einem
Raubüberfall erschossen. Wenn er schon ihr - mutmaßliches? - Herz
in sich trägt, soll er wenigstens nach dem Mörder suchen. Zusammen
mit seinem Kumpel Buddy (Jeff Daniels) macht McCaleb sich auf den Weg.
Ein bisschen hat BLOOD WORK auch von einem Buddy-Movie.
McCaleb und Buddy, der in Wirklichkeit Chester Noone oder so
heißt.
Ich mag solche Details, nur kann man sie nie im Presseheft nachschlagen,
wenn man sich nicht mehr erinnert.
BLOOD WORK - der Titel steht für "Blutanalyse", welcher sich der
herzkranke McCaleb unterziehen muss - ist ein bodenständiger
Thriller, unterhaltsam genug, um nicht früher zu gehen, wenn man
schon zu spät gekommen ist. Und ein ganz klein wenig war ich am Ende
sogar überrascht, dass die überraschende Wendung die war, die es
immer ist. Das muss man freilich nicht sein, denn man kennt sie ja, die
Überraschung. Einzig und allein über - nicht rascht, sondern -
trieben, dass selbst die obligatorische - wenn auch nur kurze -
Liebesszene zwischen McCaleb und der jahrtausende jüngeren Klientin
nicht fehlen durfte. Magnum lässt grüßen - mit Clint
Eastwood in der Titelrolle.
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