BELOVED

(Menschenkind)

Regie: Jonathan Demme
Start: 15. April 1999

Man sagt, Arabella Kiesbauer sei die deutsche Oprah Winfrey. Es mag daran liegen, daß ich Oprah Winfrey gar nicht zugetraut hätte, schauspielern zu können, auch, wenn sie schon vor 13 Jahren eine Oscar- Nominierung für DIE FARBE LILA erhielt. Danny Glover überrascht mich ebenso, sieht er doch nicht an der Seite von Mel Gibson ganz anders aus. Und obwohl das fast drei Stunden lange BELOVED kein langweiliges Sklavendrama ist, macht es das leider trotzdem nicht zum Kino- Highlight, hatte ich doch so darauf gehofft, als ich hörte, die Geschichte hat einen übernatürlichen Touch.
Rasant geht es dann auch los, noch ehe man sich versieht, hängen einem die Augen bis zur Nase und allerlei Geschirr flüchtet wie von Geisterhand vor der 1870 noch nicht erfundenen Spülmaschine.

Schau mal, ein UFO!


Nix da!
So übernatürlich ist BELOVED nun auch wieder nicht.

Liegt es daran, daß alles zu schnell geht? Was war denn gerade mit dem Hund? Was tut sie denn nun schon wieder? Und wer überhaupt?
Egal, schon sind 8 Jahre vergangen.
Die schwarze Ex- Sklavin Sethe (Oprah Winfrey) wohnt seither fast alleine mit ihrer Tochter Denver (Kimberly Elise) im Haus Nr. 124 Bluestone Road, Cincinnati. Das Fast an der Sache ist der mysteriöse Tellerwerfer, seines Zeichens tot und Geist.


Sister Act III:
v.l.: Menschenkind (Thandie Newton),
Sethe (Oprah Winfrey),
Denver (Kimberly Elise)

So selbstverständlich allen Beteiligten solch geistliches Benehmen ist, so selbstverständlich scheint den Machern von BELOVED zu sein, daß das Publikum ewig bereit ist, ohne weitere Erklärungen vor der Kinoleinwand zu kauern. Nur ganz allmählich erfährt man Zusammenhänge, doch bis dahin ist es einem schon fast egal, und warum Oprah Winfrey beim zweiten Anzeichen von Besuch gleich auf die Wiese pisst, ist nur eines der auch weiterhin ungelösten Geheimnisse und eine der absolut unnötigen theatralischen Szenen.


Bevor Menschenkind zu Besuch kommt, kommt erst mal Paul D. (Danny Glover).
Paul D. kann es gar nicht ab, wenn man ihn Poldi ruft,
deswegen geht er auch wieder.

Sethes maßloser maßvoller Harndrang steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Ankunft von - wie es sich selbst benamt - Menschenkind (Thandie Newton). Menschenkind scheint leicht bekloppt, ein sogenannter Bienenstich. Nun denn, das Unglück nimmt seinen Lauf, und ein Blick auf die Uhr verrät, noch zwei Stunden bis zum Ende. Ich besuche die Toilette, ob ich nun eine Szene, die ich eh nicht verstehe, verpasse (pisse?) oder nicht, macht auch nichts. Ein kleines Schwätzchen auf dem Gang. BELOVED ist wohl ein Film, bei dem die Leute dreimal ins Kino rennen sollen, bis sie ihn verstehen, erfahre ich. Jemand vom ZDF ist schon zum zweiten (Nomen est...) Mal hier und findet den Film sehr gut. Ja klar, da kann man mal wieder beweisen, wie schlau man doch ist. Je sinnloser ein Film, desto mehr Sinn muß man eben hineininterpretieren. Bedenke ich, daß Filme mit Überlänge nicht nur überlang, sondern auch überteuert sind, dann komme ich zu dem Schluß: So teuer hat man schon lange nicht mehr nichts mit nach Hause genommen. Und so bleibt das letzte ungelöste Geheimnis, wie es BELOVED gelingt, daß mir trotzdem nicht langweilig wurde, auch wenn ich beim Abspann über drei Sitze verteilt schon mehr die Kinoseiten- als die Kinoleinwand fixierte...


Menschenkind und Denver.
Menschenkind hätte gern ein Menschenkind,
und Denver würde viel lieber Dallas heißen.


Sister Act III, die 2.
Wer hat an der Uhr gedreht?
Ist es wirklich schon so spät?

KO

Home