8 MM
(8MM - Acht Millimeter)
Regie: Joel Schumacher
Start: 1. April 1999
Gerade wurde der Bundesstart von 8MM auf den 1. April verschoben. Es scheint,
als hätte auch Columbia Tristar erkannt, daß der Film eher ein
Scherz ist.
8MM hat eine Altersfreigabe ab 18 und originellerweise könnte er sogar
genau den Leuten gefallen, die einen Film nach der Altersfreigabe
auswählen.
Andererseits wird sich der ein oder andere nach acht Millimetern fragen, wie
unser aller FSK denn diese verkaufsfördernde Maßnahme ergreifen
konnte, denn auch wenn der Film mit Hardcore- Content wirbt, gefickt wird
nur einer, nämlich der Zuschauer. Lösung: Selbstjustiz ist eine
ganz ganz böse Sache, liebe Kinder, und wenn Papa Euch das nächste
Mal eine knallt, dürft Ihr ihm nicht gleich mit dem Pump- Gun eins
hinter die Binde pumpen, nur weil Mama Euch nett zugrinst.
Nett grinsen tut in 8MM vor allem Amy Welles (Catherine Keener), die sich
mit dem kleinen Balg am Hals ganz dolle Sorgen um ihren braven Mann Tom
(Nicolas Cage) macht, der Tag ein, Tag aus, als Privatschnuller die
Kohle nach Hause schippt. Sah Catherine Keener in THE REAL BLONDE noch richtig geil aus, bekommt
ihr das Kinder kriegen scheint's gar nicht, und das ständige
Genöhle, daß Papi doch jetzt endlich nicht mehr so was
Gefährliches machen soll, ist derart billig, daß man kaum
glauben kann, daß die Frau ihre Rollen sonst angeblich sehr genau
auswählt. Nicolas Cage guckt wie immer wie ein Engel, nur daß
Privatdetektive, die wie Engel gucken, in den Himmel gehören und nicht
in den Puff. Zu guter Letzt steht Joaquin Phoenix noch von den Toten auf,
um den Clown- Part in Form des erfolglosen Musikers und Sexshop-
Verkäufers Max zu übernehmen.
Was nun noch fehlt ist der Auftrag, der alles ins Rollen bringt, und der
kommt von Witwe Mrs. Christian (Myran Carter), die Tom Welles einen
sich im Nachlaß ihres Gatten befindlichen Snuff- Film in die
Hand drückt, den der sich politisch korrekt voller Ekel ansieht.
Ein Snuff- Film (aber das wisst Ihr ja) ist so ca. das härteste was
es an Hardcore gibt, angeblich gibt's das gar nicht, nur als Legende, und
auf dieser Acht- Millimeter- Legende wird ein junges Mädel erst
gequält und dann gekillt. Alles nur gestellt, da sind sich alle einig,
aber nur so zur Sicherheit soll Tom dem Ganzen doch auf den Grund gehen.
Übrigens schon erstaunlich, daß ein solch braver Mann wie Tom
Welles, der sich bei seinen Recherchen selbst nach dem Anfassen von ein
paar Sado- Maso- Polaroids schnell die Hände abwischt und das nicht etwa,
weil er was dran kleben hätte, sofort weiß, was ein Snuff- Film
ist.
Tom Welles (Nicolas Cage) ist von dem Snuff- Film regelgerecht angewidert.
Deswegen schaut er ihn sich gleich nochmal an.
Und nochmal.
Das Grundthema von 8MM ist die Balance von Gut und Böse und bei
eben diesem Spagat fällt der Film gehörig auf die Eier.
Wer bis jetzt die 08MM/15- Geschichte noch für erträglich hielt,
der lernt nun, wie man einem braven Familiengevatter die Absolution zur
Selbstjusitz erteilt. Und weil einmal nur besser als keinmal, aber keineswegs
genug ist, gibt's die gleich im Doppel- Spar- Pack. Und wer Grinsbacke
Keener am Ende meint grinsen zu sehen, der darf dies gern als Absolutions-
Hattrick interpretieren.
Rage against the Machine:
Tom Welles geht sein Auftrag nicht
nur psychisch an die Nieren.
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Bildmaterial:
© ColumbiaTristar